Der Kartoffelgroßhandel meines Großvaters
Gründung und Entwicklung einer mittelständischen Firma in Berlin (1909 -1969)
Mein Großvater, mütterlicher Seite, gründete im Jahr 1909 eine Firma für den Vertrieb von Kartoffeln die Firma Albert Hermann Koch – Kartoffelgroßhandlung. Hermann Koch hatte seinen Wohnsitz in der Pillauer Straße in Friedrichshain. Die Belieferung erfolgte anfangs mit dem Pferdefuhrwerk. Später wurde eine kleine Hanomag-Zugmaschine angeschafft.
Nach den Wirren des Weltkrieges wurde eine der drei Töchter des Firmengründers mit ihrem Ehemann, meinem Vater, die Teilhaberschaft an der Firma gegeben.
Der Firmensitz wurde ein Gründerzeithaus (erbaut um 1880) in der Marientaler Straße in Britz. Dieses Haus ist das Elternhaus meines Vaters. Mein Opa, väterliche Seite, hatte auf diesem Grundstück nach 1900 eine Pferdehandlung.
Anlieferort der Kartoffeln, die mit Eisenbahn-Güterwagen oft aus Niedersachsen und Holland kamen, war der ehemalige Güterbahnhof Neukölln an der Ringbahnstraße. Der Lagerort der Kartoffeln befand sich in zwei großen Kellerräumen in Wohngebäuden in der Straße „Am Mickelbruch“ in Britz.
Die Firma verfügte im Laufe der Jahre über zwei LKW mit Anhänger. Die Zahl der Mitarbeiter wuchs auf bis zu sechs Personen. Lange Zeit wurden die Kartoffeln in 50 Kilogramm Säcken angeliefert und teilweise auch ausgeliefert. Besonders bei kaltem Wetter musste das Entladen der Waggons und der Transport in die Lagerräume schnell gehen.
Am 10. Juni 1959 feierte die Firma ihr 50-jähriges Jubiläum. Gleichzeitig hatte der Firmengründer seine goldene Hochzeit.
Im Wandel der Zeit nahm der Kundenstamm, meist kleine Geschäfte immer weiter ab. Besonders die auf den Verkauf von Kartoffeln spezialisierten kleinen Läden verschwanden. Es entstanden die heute bekannten Großdiscounter mit eigenen Lieferketten. Der Versuch mit Vorkonfektionierung der Ware darauf zu reagieren scheiterte. Dies führte Ende der 1960er Jahre zum Verkauf der Firma an einen Mitbewerber, die Firma Koglin in der Lahnstraße.
Veröffentlichung: 7..10.2024
Text: Michael Timm
Bilder: Michael Timm (Gruppenbild), Michael Morsbach (Am Mickelbruch)